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 Wahnsinn ohne Grenzen

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AutorNachricht
Tenjin
Admin
Tenjin


Titel : The White Wizard
Herkunft : Nazlóre, Königreich Platina
Alter : 1173 Jahre
Rasse : Mensch
Beruf : Meistermagier des Weißen Ordens
Ort : Das Gebirge von Kyrilvár, Wald am Berghang
Link : Charakterbogen

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BeitragThema: Wahnsinn ohne Grenzen   Wahnsinn ohne Grenzen EmptyMi Jul 14, 2010 5:59 pm

Enolen trat jemandem auf den Fuß, stolperte, fing sich und wollte sich verlegen lächelnd entschuldigen, doch derjenige war bereits im Gewühl verschwunden. Im nächsten Moment wurde er erneut vorwärts gestoßen und gedrängt. Alle wollten in den Ratssaal und das mit einer Ungeduld, die für die Weißen Magier völlig untypisch war. Sämtliche Ordensmitglieder, die erreicht werden konnten, waren Heim gerufen worden, um an dieser Versammlung teilzunehmen. Doch zu Enolens Unmut war einer der – seiner Meinung nach – bedeutendsten nicht auffindbar gewesen. Sein Freund, Meister Tenjin, war wie vom Erdboden verschluckt. Sorgen machte sich der junge Feuermagier nicht. Frosti, wie er den Weißhaarigen gern neckend nannte, war zwar ein wenig vertrottelt, aber konnte recht gut auf sich aufpassen. Vermutlich hockte er in irgendeiner gottverlassenen Gegend und versuchte mit einer uralten Maus ein Gespräch anzufangen oder sowas. Wut flammte in dem Rothaarigen auf und entschlossen bahnte er sich mit Hilfe der Ellenbögen einen Weg durch die Leiber seiner Kollegen in Richtung seines Sitzplatzes. Verdammt, Tenjin, warum mußtest du gerade jetzt verschwinden? Ihm wäre bei weitem wohler gewesen, wenn der besonnene Eismagier mit dabei wäre. Die Gemeinschaft war in hellem Aufruhr, alle redeten durch einander und verursachten einen Höllenlärm. Anstatt sich artig hinzusetzen und sich erst mal anzuhören, was die Großmeister zu all dem sagten wurden wilde Gerüchte diskutiert und mit jeder Erwähnung weiter aufgebauscht. Tenjin gab nicht viel auf Gerüchte, nur in soweit, daß er ihnen nachging um die Wahrheit herauszufinden, aber er würde sich nie davon so durcheinander bringen lassen, wie es die meisten Anwesenden waren. Enolen war selbst eher ein unruhiger, aufbrausender Charakter und das ganze Chaos machte ihn total nervös. Gesprächsfetzen drangen an sein Ohr: „…ein Monster..“ „… und war einfach verschwunden…“ „… schwarzes Loch…“ „… hat sich an seiner eigenen Magie verbrannt! Und dabei ist sein Element Wasser!“ Endlich erreichte er den mit seinem Zeichen markierten Platz und ließ sich auf das bequeme Kissen fallen. Was für ein Chaos!
Der plötzlich einsetzende, krachende Donner sorgte augenblicklich für Ruhe. Erschrocken blickten alle zu den Sitzen der Großmeister, die nun bis auf einen besetzt waren. Der Ratsvorsitzende stand bereits am Rednerpult und musterte die noch stehenden Anwesenden streng, die sich eilig zu ihren Plätzen begaben und nicht einmal mehr zu flüstern wagten. Seine Augen hatten die Farbe von Gewitterwolken und folgten finster den Bewegungen der zu ihren Plätzen Hastenden, während er mißbilligend seine buschigen, hellgrauen Augenbrauen zusammenzog. Er wartete ungeduldig darauf, daß alle saßen und still waren, erst dann erhob er seine tiefe Stimme, die an fernes Donnergrollen erinnerte. Der Alte sparte sich den Tadel an dem ungehörigen Verhalten der Ordensmitglieder und kam gleich zum Punkt.

„Meine lieben Ordensschwestern und -brüder,
so wie mir sind auch Euch gewiß beunruhigende Gerüchte zu Ohren gekommen. Gerüchte über seltsame Portale, die ohne jede Vorwarnung auf jedweder Welt erscheinen. Gerüchte über Personen, die in diese Portale hineingezogen wurden und von Kreaturen, die durch sie unser Universum betreten haben. Wo immer sich eines der Portale öffnet, so heißt es, sollen die Gesetze der Magie und Technologie in kilometerweitem Umkreis nicht mehr gelten. Geräte, die heizen sollten, erzeugen Elektrizität oder kühlen oder fangen gar an zu fliegen. Die Magie richte sich gegen den Magier oder verwandle sich in eine völlig andere Art von Magie. Manche Magier hätten ihre Macht verloren und völlig durchschnittliche Personen auf einmal unglaubliche Fähigkeiten entwickelt. Mir wurde sogar zugetragen, daß sich die Rassenzugehörigkeit einzelner Personen geändert hätte und sich in manchen Landstrichen die Zwischenwelt, die uns von der Dimension der Dämonen trennt, kurzzeitig aufgelöst habe.
Hört, Meistermagier des Weißen Ordens, was ich Euch zu sagen habe:
All diese Gerüchte… sind wahr.“

Eine Sekunde lang war es so still, daß man eine Stecknadel hätte fallen hören, dann sprangen die Weißen Magier nahezu gleichzeitig auf und riefen wild gestikulierend durcheinander.


Zuletzt von Tenjin am Do Okt 21, 2010 3:16 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Wahnsinn ohne Grenzen   Wahnsinn ohne Grenzen EmptyDi Jul 20, 2010 6:00 pm

Zufrieden lächelnd beobachtete Chaos das Durcheinander im Ratssaal. Die Bemühungen der Weißen Magier im ganzen Universum für Ruhe und Ordnung zu sorgen, hatten ihn schon immer gestört. Daß seine Taten diese selbstgerechten Ordnungshüter in hellen Aufruhr versetzten, fand die Gottheit herrlich. Sie schaute noch ein wenig zu wie die Großmeister für Ruhe sorgten und versuchten mit Hilfe aller Anwesenden einen Plan zu entwickeln, um gegen jenes „besorgniserregende Phänomen“ vorzugehen. Doch bald war der Gott gelangweilt und erlaubte dem Sichtfenster mit einer kaum wahrnehmbaren Handbewegung sich aufzulösen. Der Blauhaarige trat zum nächsten Fenster und ließ seinen Blick über das karge, zerklüftete Land schweifen. Noch immer lächelte das göttliche Wesen und labte sich an seinem kleinen Triumph. Es machte sich nicht die geringsten Sorgen, denn was sollten die Magier schon tun? Wie bekämpfte man etwas, das sämtliche Regeln und Gesetze auf den Kopf stellte? Wie sollte man handeln, wenn sich die eigenen Fähigkeiten gegen einen richteten und man sich Geschöpfen gegenüber sah, die noch nie jemand erblickt hatte?

Noch nie erblickt… Chaos kam eine Idee. Er trat vom Fenster weg und schnippte einmal mit den Fingern. Augenblicklich öffnete sich ein neues Fenster. Diesmal zeigte es die Kirche des Lichts auf Neor. „Ich frage mich, wie der Namenlose reagiert, wenn ich mit einer seiner Kirchen spiele. Ganz abgesehen von ihrem Wächter.“ Das schlanke Geschöpf hob den linken Arm auf Brusthöhe, öffnete die Hand und schloß sie wieder zur Faust. Das Gotteshaus wurde leicht erschüttert, doch sonst geschah nichts. Chaos preßte die Lippen zusammen und legte mehr Entschlossenheit in sein Tun. Das Land buckelte voller Widerwillen, als wolle es die attackierte Kirche vom seinem Rücken schütteln wollen und die Glocken im Turm klangen von den Erschütterungen. Der Gott zischte verärgert durch die zusammengebissenen Zähne und ein drittes Mal versuchte er eines seiner Portale innerhalb des Gebäudes zu öffnen. Die Kirche des Lichts wurde bis in ihre Grundfesten erschüttert, die Glocken läuteten wie verrückt. DA! Ein Riß entstand, pflanzte sich fort, breitete sich immer weiter aus. Ein Loch klaffte in der Westwand des Hauptraumes. Kurz vermochte der Angreifer einen Blick auf die Gläubigen im Inneren werfen, die sich ängstlich aneinander klammerten und schrieen. Jedoch verschwand das zufriedene Lächeln rasch von Chaos Lippen, als sich die Bresche gleich darauf wieder schloß. So wie eine Wunde heilt, verschmolzen Stein und Mörtel wieder miteinander und wenige Augenblicke später gab es keinen Hinweis mehr darauf, daß die Wand je beschädigt worden war. Mit ernster Miene starrte der Unruhestifter das helle Gemäuer an, dann lächelte er auf einmal. „Du hast dich verraten, Wächter. Nun weiß ich, was du bist.“

Chaos hatte das Interesse an dem Gotteshaus verloren und ließ sich vom Fenster alles zeigen, was sein Allsehendes Auge zu erblicken vermochte. Und das war viel, schließlich herrschte überall bis zu einem gewissen Grad das Chaos. Sein Blick verweilte schließlich auf dem Teleportal von Nazlóre. Er musterte gerade ein Grüppchen von drei hübschen, jungen Frauen und überlegte, was er wohl mit diesen anstellen könnte, da drang die Stimme eines Mannes an sein Ohr. „Ich glaube nicht an diese schwarzen Portale. Das ist doch alles nur Panikmache. Soll doch son Portal versuchen mich in sich reinzusaugen. Dem würd ich’s aber zeigen!“ So, würdest du? Der Sprechende war im Begriff mit Hilfe des Portals nach Oûrios zu reisen. Gerade durchschritt er den „Wasserspiegel“ und war nun schon auf halben Weg zu seinem Ziel. Mit einem finsteren Grinsen schloß Chaos seine Hand zur Faust und in mitten der Passage entstand eines seiner Portale. Der Mann und all die Unglücklichen, die mit ihm das Portal durchschritten hatten, wurden in die Finsternis gerissen und an einen fernen Ort geschleudert. Chaos’ Lieblingsort, an dem es von Raubtieren und abartigen Kreaturen nur so wimmelte.
Doch nicht nur den Reisenden bekam es schlecht die Aufmerksamkeit des Gottes erregt zu haben. Die Tore auf den beiden Welten wurden einer gewaltigen Belastung ausgesetzt. Das Metall ächzte und kreischte, weißer Rauch stieg von den überhitzten Mechanismen auf und erschrocken wichen die Leute von ihnen zurück. Schließlich zerbarst die Verbindung zwischen den Toren wie eine zerplatzende Seifenblase. Kurz zuckten kleine, elektrische Ladungen über den Ring, dann wurde es still.
Auf Oûrios dauerte diese Stille nur eine Sekunde, dann erklang ein Knirschen. Das Teleportal begann sich nach vorn zu neigen und mit einem dumpfen, glockenähnlichen Ton stürzte es um. Die vernachlässigten Fundamente hatten dem dreisten Eingreifen des Blauhaarigen nicht standgehalten.

Noch einmal ließ der Herr über die Unordnung seinen Blick über Neor wandern. Es gab nur wenig Interessantes zu sehen. Der Mächtige betrachtete gerade gelangweilt das Gewimmel in den Straßen von Arûna, als er am Rande der Stadt eine kleine Gruppe sehr unterschiedlicher Individuen entdeckte. Diese durchwanderten gerade den Friedhof Mémyô und bewegten sich Richtung Stadt. Gerade gesellte sich noch ein weiteres Wesen zu der Gruppe als Chaos sich mit einem freundlichen Lächeln dazu entschloß den Friedhof, einen Ort des Todes, in einen Ort des Lebens und der Heilung zu verwandeln. Lautlos öffnete sich ein schwarzes Portal nicht weit von den vieren entfernt.
Leise raschelnd schob sich leuchtendgrünes Gras aus dem Boden. Die halbtoten Bäume erholten sich zusehends, bildeten Blätter und trugen im nächsten Moment bereits reife Früchte aller Art. Blumen erhoben sich aus dem Staub, öffneten ihre Knospen und strahlten in aller Pracht. Doch nicht nur die Pflanzen, auch die Tiere des Friedhofes heilten und auf einmal wimmelte es von Kaninchen, Mäusen und anderem Getier. Den vier Wanderern geschah ebenfalls nur Gutes. Die zerrissene Kleidung wurde sauber und wie neu, die Erschöpfung verflog und der ärgste Hunger wurde gestillt. Für einen kurzen Moment war Mémyô die reinste Märchenlandschaft.
Das Lächeln des Gottes wurde hinterhältig und böse als er nun seine Macht tiefer ins Erdreich schickte. Mit einem fast erschrockenen Zucken erwachte auch dort Leben, allerdings machte sich das göttliche Wesen nicht die Mühe, die verstorbenen Sterblichen zu heilen. Selbst ihre Seelen holte er nicht zurück, sondern befahl den geistlosen Körper einfach nur sich langsam zur Oberfläche durchzugraben. Doch dies war noch nicht alles, was der Gewissenlose tat, denn nun wandte er sich dem Gefallenen zu…
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BeitragThema: Re: Wahnsinn ohne Grenzen   Wahnsinn ohne Grenzen EmptyDo Jan 13, 2011 9:11 pm

Das Seufzen des Gottes löste bei den unzähligen Geschöpfen, die er sich angeeignet hatte, höchst verschiedene Reaktionen hervor. Einige Kreischten ängstlich auf, andere kauerten sich mit böse funkelnden Augen zusammen, wieder andere begannen aufgeregt auf und ab zu hüpfen und schienen auf sich aufmerksam machen zu wollen, noch andere ignorierten es – das Seufzen einer Gottheit nicht wahrzunehmen war unmöglich – und fuhren fort, womit sie auch immer beschäftigt waren. Zwei besonders seltsame Kreaturen, die nur aus einem Kopf zu bestehen schienen, an dem lauter Gliedmaße befestigt waren, spielten ungerührt weiter Karten.
Leise knirschend hob sich ein Teil des felsigen Fußbodens und formte einen thronähnlichen Stuhl. Er bestand ganz und gar aus einem hellbraunen Gestein, das auf eine seltsame Art verwittert aussah. Beinahe konnte man so etwas wie Symbole in den Rissen und Spalten erkennen. Doch nur fast, denn sobald man genauer hinsah, schienen die Linien doch nur zufällig angeordnet zu sein und keinerlei Sinn zu ergeben. Mit einer geschmeidigen Bewegung ließ sich Chaos auf der Sitzgelegenheit nieder und betrachtete mit ernster Miene die Szenerie, die sich ihm darbot. Er war ein wenig enttäuscht. Der ehemalige Engel hatte sich erstaunlich schnell an die neuen Umstände angepaßt und sich fast vollständig erholt, das Mädchen war wie erwartet völlig entsetzt, doch anstatt amüsant herumzukreischen, stand es völlig verstockt da und dachte gar nicht daran irgend etwas Interessantes zu tun. Am Langweiligsten war der Fuchs und das andere Fellknäuel hatte sich bedauerlicher Weise aus dem Staub gemacht. Natürlich hätte der Blauhaarige ein größeres Gebiet beeinflussen können, so daß auch dieses flatterhafte Wesen ihm nicht entkäme, doch bezweifelte der Sitzende, daß ein Neugeborenes unterhaltsamer war, als die drei auf dem Dach des Mausoleums. Also sparte er sich die Mühe.
Was nun? überlegte der Beobachter und schlug die Beine übereinander. Er könnte natürlich den Spuk beenden, dadurch würde der Engel wieder zu dem gebrochenen Mann, der er war, und die drei würden auf dem Dach festsitzen. Sein Mißfallen an dieser Idee zeigte sich nur an einem leichten Stirnrunzeln. Nein, so einfach wollte er es nicht enden lassen. Aber den Toten einfach zu sagen, sie sollten ihre vermoderten Hintern das Gebäude hinauf schaffen, war ihm auch zu simpel. Ein mildes Lächeln auf den Lippen beugte sich das Wesen vor und legte die Fingerspitzen an einander.

„Chaos, du bist ein albernes Kind.“ sagte er zu sich selbst.

Doch warum sollte ein Gott nicht kindisch sein dürfen?

Erneut tat sich etwas auf dem Friedhof Mémyô, um den der wankelmütige Gott eine unsichtbare Grenze gezogen hatte. Eine Grenze, jenseits der allein der Fluch seiner Macht wirkte und nicht länger der Segen. Oder genauer gesagt: Den Untoten war die Grenze gleich, doch der bemitleidenswerte Engel würde erneut seine Flügel verlieren, wenn er diese überschritt. Natürlich hieß dies auch, daß er sich, um ein Engel zu bleiben, dort aufhalten mußte, wo sich die meisten Wiedergänger tummelten. Sollte er so ungeschickt sein und der Grenze zu nahe kommen, würde Chaos ihm diese Tatsache natürlich liebenswürdiger Weise mitteilen. Um auf die Toten zurückzukommen… diese legten nun ein recht seltsames Verhalten an den Tag.
Manche fanden sich zu zweit zusammen und begannen Walzer zu tanzen. Einer stahl einigen Toten, die beinahe nur noch Skelette waren, die Köpfe und jonglierte mit diesen. Eine größere Gruppe legte einander die Arme über die Schultern und tanzte ebenfalls, wenn es auch eher ein wildes Hüpfen in einer Reihe war. Sogar eine Polonaise bildete sich und wie eine riesige Raupe bewegte sich diese kreuz und quer über den Friedhof und um das Mausoleum herum. Wer noch über so etwas verfügte, winkte den dreien mit seinem Hut oder einem Tuch. Einige Tote machten Purzelbäume oder auch kompliziertere akrobatische Übungen. Einige versuchten eine untote Pyramide zu bilden, diese stürzte jedoch ein. Danach mußten die Möchtegern-Akrobaten erst einmal ihre Gliedmaßen wieder zusammensuchen, bevor sie es erneut versuchen konnten. Radschlagend näherte sich eine Leiche dem Mausoleum, stahl einer anderen den Hut und zog eines der Kaninchen daraus hervor. Die Wiedergänger in seiner Nähe hörten mit ihren Aktivitäten auf und applaudierten eifrig, so daß ihre Knochen klapperten, woraufhin sich der Zauberer elegant verbeugte. In all diesem Trubel gab es auch einige Tänzer, die etwas wilder tanzen und ihre Partner hoch in die Luft warfen. Während weiterhin Kaninchen, Mäuse und Vögel aus Hüten und Tüchern gezaubert wurden, warfen diese einander immer höher und näherten sich lautlos dabei mehr und mehr dem Mausoleum. Auf einmal verschwand die Ausgelassenheit der Untoten und die bisher recht zahmen Tiere stoben angsterfüllt davon. Im selben Moment wurden vier der Tänzer von ihren Partnern in die Höhe geschleudert. Einer prallte gegen die Mauern des Mausoleums, einer erwischte gerade so die Kante des Daches und zog sich langsam hinauf, doch zwei landeten mit einem dumpfen Aufschlag oben auf dem Gebäude und rappelten sich sogleich wieder auf. Unter schaurigem Stöhnen und mit ausgestreckten Armen wankten sie auf die Lebenden zu…

Leise und vergnügt lachend wandte sich der Schelm einem anderen, nicht allzu weit entfernten Ort zu, an dem sich drei höchst interessante Personen gegenüber standen. Der reine Zufall hatte sie zusammengeführt und es gab nichts, daß sie verband. Weder Gefühle noch Ziele noch Ansichten oder gar Abstammung erzeugten irgendeine Art von Bindung zwischen ihnen. Das war sehr bedauerlich, denn der Wald der Geheimnisse wimmelte momentan regelrecht vor Feinden. Höchst durchschnittlichen Feinden, bedauerlicher Weise. Aber… das konnte man ändern.
Einer der Krieger bemerkte wenige Augenblicke später, daß er nicht länger ein Mann war, sondern ein Werwesen. Genauer gesagt, eine Werkuh. Kein Minotaurus oder ein ähnlich beeindruckendes Geschöpf, nein. Er war eines von diesen hochgezüchteten Tieren aus den Lebensmittelfabriken Egûráts, deren Euter so riesig waren, daß sie kaum laufen konnten. Darüber hinaus war er auch noch hellgrün und hatte dunkelgrüne Flecken. Nach einem Sekundebruchteil voller Verwirrung stieg Panik in ihm auf, jedoch nicht lange. Denn einen Herzschlag später, hatte er bereits vergessen, daß er jemals etwas anderes war. Lautlos setzte er einen Huf vor den anderen und griff seine Waffe fester. Die lange Zunge wischte nervös über seine Schnauze. In Gedanken rechnete er sich bereits aus wieviel Heu er sich von der Belohnung für den Flüchtigen kaufen konnte. Er malte sich gute Chancen im Vergleich zu seinen Kameraden aus. Obwohl er wegen des riesigen Euters eher watschelte als ging, war er gewiß schneller als der fast 2 Meter große, violette, rosa-getupfte Octopus. Dafür hatte dieser den Vorteil, daß er in jedem Fangarm eine andere Waffe halten konnte. Aber der orange Fliegende Fisch war auf keinen Fall eine Konkurrenz. Er konnte ja nicht einmal richtig kämpfen, nur Flüssigkeiten spucken und einem die Flossen um die Ohren schlagen. Warum die Firma ausgerechnet den mitgeschickt hatte, war der Werkuh schleierhaft.

Ein lauter Knall hinter ihm hielt Chaos davon ab seiner Kreativität weiterhin freien Lauf zu lassen. In Panik stoben seine „Haustiere“ in alle Richtungen davon. Die Überreste einer gläsernen Kugel lagen zersprungen und halb geschmolzen am Boden, bläuliche Flammen tanzten über die glatte Oberfläche und etwa einen Meter darüber flatterten einige zierliche, feenartige Wesen. Sie leuchteten und strahlten in Rot-, Orange- und Goldtönen und ihre zarten, nackten, weiblichen Gestalten waren so wunderschön, daß einem glatt der Atem stockte und man sogleich bedauerte, daß sie nicht größer als eine Handspanne waren. Fröhlich lachend hallten ihre feinen, hohen Stimmchen durch den Saal. Gerade spannten sie ihre Körper an und wollten in lauter verschiedene Richtungen davonfliegen, als sich eine neue Kugel um sie bildete und sie einschloß. Wütend trommelten sie mit ihren winzigen Fäusten gegen das Kristall. Gemächlich erhob sich der Gott und nahm die Sphäre an sich. Nachdenklich betrachtete er seine „Gäste“.

„Wie bedauerlich.“ murmelte er.

Der Unruhestifter kehrte zum Sichtfenster zurück und ließ seinen Blick über Neor schweifen. Er schätzte die feurigen Schönheiten in seinem Besitz, doch so langsam wurden sie lästig. Bevor sie ihm womöglich noch das Dach über dem Kopf ansteckten, gab er ihnen lieber etwas anderes zum Verbrennen. Unter ihrer Berührung ging einfach alles in Flammen auf, selbst ihr von einem Gott geschaffene Gefängnis, wie man sah. Die übrigbleibende Asche war die Lieblingsspeise der kleinen Feuerteufel und so aufgeregt wie sie waren, waren sie wohl inzwischen sehr hungrig.
Chaos’ Blick fiel auf Arûna, genauer gesagt auf dessen bekanntestes Gasthaus, den Geflügelten Wolf, in dem an diesem Abend offenbar keine besonders gute Stimmung herrschte. Zufrieden mit der Lokalität entließ er seine Feuerfeen mit den Worten:

„Heizt diesen trüben Tassen mal ordentlich ein.“

Vergnügt kichernd verteilten sich die geflügelten Wesen in dem Schankraum und sahen sich um. Eines schwebte vor einem leidlich sauberen Spiegel und zupfte sich geziert die Haare zurecht. Ein anderes schleckte voll Neugier einen Tropfen Bier von einem Krug und schüttelte sich vor Ekel. Ein weiteres landete auf einer brennenden Kerze und genoß die warme Flamme. Einige flogen nur herum und sahen sich alles an, zwei zogen ein schimpfendes Serviermädchen an den langen Haaren. Der Geruch von verbranntem Horn zog durch den Raum.
Der schon reichlich angetrunkene Mann, vor dessen Nase sich eine nackte Fee in der Kerzenflamme räkelte, brummte halblaut:

„Das ist das Beste, was ich je im Suff gesehen habe.“

Vergnügt beugte er sich vor und pustete das Geschöpf an. Die Kerze erlosch und für einen Moment sah es so aus, als würde auch die Feuerfee einfach verlöschen, doch dann flackerte ihr Licht hell auf und sie pustete zurück. Die grelle Stickflamme verfehlte den Mann nur knapp und setzte sofort die Wand hinter ihm in Brand. Überall im Raum flammten nun Brände auf, als wäre die Stichflamme ein Signal zum Angriff gewesen. Die Leute gerieten sofort in Panik und versuchten zu fliehen, doch das Feuer breitete sich mit rasender Geschwindigkeit aus, denn die Feen waren eifrig dabei alles anzuzünden, um sich mal wieder so richtig sattzuessen.

Nun hatte die Gottheit genug von Neor. Den ganzen Tag hatte sie sich nur mit dieser Welt beschäftigt, nun wollte sie doch noch einen kurzen Blick auf die drei Grazien beim Teleportal von Nazlóre werfen. Zwei waren voller Neugier nah an das beschädigte Portal herangetreten, eine preßte sich gegen die Außenwand des Empfangsgebäudes und schien sich zu bemühen, unbemerkt zu bleiben. Sich vielleicht sogar unsichtbar zu machen. Dabei konnte ihr Chaos ganz gewiß helfen. Mit einer freundlichen, großzügigen Geste seiner linken Hand öffnete er direkt hinter ihr in der Wand eines seiner Portale. Der Sog erfaßte das Mädchen und riß es in die Finsternis hinein. Im Inneren erwartete sie absolute Stille und Dunkelheit. Es war als wäre man auf einmal blind und taub geworden. Doch das sollte nicht lange so bleiben. Nur wenige Augenblicke später wurde die Blonde wieder aus dem Portal herausgeschubst und taumelte auf eine Lichtung im Wald der Geheimnisse unweit der Stelle, an der sich die drei Krieger unterhielten und auf einen Angriff vorbereiteten.

„Seid nett zu einander.“ meinte der Gott freundlich.

Und setzte sich wieder auf seinen Thron, um in Ruhe zu beobachten wie sich die Dinge weiter entwickeln würden.
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Titel : The White Wizard
Herkunft : Nazlóre, Königreich Platina
Alter : 1173 Jahre
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BeitragThema: Re: Wahnsinn ohne Grenzen   Wahnsinn ohne Grenzen EmptyMi Okt 17, 2012 1:11 pm

Plot beendet
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